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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 173

1877 - Oldenburg : Stalling
strebenden Tendenzen fernzuhalten, Daher wurden Männer, welche der christlichen Richtung aus Ueberzeugung angehrten und ihrer ganzen Bildung und Anstauung nach auf echt historischem Boden standen, zu den einflureichsten Aemtern in Staat, Kirche und Schule berufen. Auf Seiten der Kirch-glubigen zeichnete sich Hengstenberg, Professor der Theologie in Berlin, durch seine evangelische Kirchenzeitung aus; unter den Lichtfreunden, wie sich damals die Anhnger der un-kirchlichen Richtung nannten, thaten sich Rupp in Knigsberg, in Sachsen Uhlich und Wislizenus hervor, die in mittel-miger, der Menge zusagender Darstellungsgabe ein gehaltloses Vernunft - Christenthum aufstellten und Grnder der sogenannten freien Gemeinden wurden, die sich von der Landeskirche lossagten. Sie erhielten im Jahr 1847 die brgerlichen Rechte. Auch auf dem Gebiete der katholischen Kirche zeigte sich groe Bewegung. Im August 1844 lie der Bischof Arnoldi zu Trier in der Hauptkirche den heiligen Rock" der Ver-ehrung der Glubigen ausstellen, den der Sage nach der Heiland während der letzten Jahre seiner irdischen Laufbahn getragen hatte. Ueber eine halbe Million Menschen wall-fahrtete zu der Reliquie. Die Festlichkeit wrde, da Aehn-liches in allen katholischen Lndern vorkommt, keine besondere Aufmerksamkeit erregt haben, wenn ihr nicht die damals in den Gemthern herrschende Unruhe und Gereiztheit weitere Folgen gegeben htte. Ein junger katholischer Geistlicher in Oberschlesien, Johannes Rouge, erlie an den Bischof Arnoldi ein offenes Sendschreiben gegen das Gtzenfest zu Trier an den dasigen Bischof als den Tetzel des 19. Jahrhunderts!" Dieser Ronge'sche Absagebrief, an und fr sich ein sehr mittel-miges Werk, fand auerordentliche Verbreitung und gab Anla zur Grndung der sogenannten deutschkatholischen Sekte, die einen freisinnigen aufgeklrten Glauben einzufhren suchte. Anfangs machte Ronge groes Aussehen, verfiel aber bald wegen Hoblheit und wirklichen Mangels an christlichem Gehalt sammt seiner Gemeinde der verdienten Vergessenheit anheim. Zu gleicher Zeit sagte sich der katholische Pfarrer Czerski zu Schneidemhl in Posen von seiner Kirche los und grndete eine auf gleicher Flachheit beruhende christkatholische" Ge-

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 123

1877 - Oldenburg : Stalling
- 123 und demokratische Wahlformen ausgesprochen waren. Da aber dieser Entwurf keine Partei befriedigte, so gab dessen Verwerfung den Anhngern des Sarner Bndnisses den Plan zu einer Gegenrevolution an die Hand, Alt-Schwyz, wo der reactionre Oberst Abyberg den Schild erhob, suchte sein ab-gefallenes Auer-Schwyz, Basel-Stadt sein untreues Basel-Land mit Waffengewalt wiederzugewinnen. Aber die Tages-satzung traf Maregeln, diesem Treiben entgegenzutreten und hatte bald 20,000 Mann unter Waffen. Basel-Stadt und Alt-Schwyz muten sich unterwerfen und der Sarnerbund sich auflsen. Am 17. August 1833 wurden Basel-Stadt und Basel-Land als besondere unabhngige Kantone anerkannt, und das Staatsvermgen, das Kriegsmaterial, selbst das Universittsgut unter ihnen getheilt. Zwischen Alt-Schwyz und Auer-Schwyz wurde die frhere Einheit hergestellt. In der Folge wurde das Heeres- und Zollwesen fr die Gesammtheit der Kantone geordnet. Sonst kam es zu keiner Neugestaltung der Bundesacte, und Ruhe und Eintracht fanden auch jetzt in der Schweiz keinen Boden. Religise Ghrung zwischen der orthodoxen und rationalistischen Partei des Protestantismus, die von den Ultramontanen genhrt wurde, lieen keinen Frieden aufkommen; dazu kamen Zer-Wrfnisse mit den Nachbarstaaten Wegen der Aufnahme so vieler politischer Flchtlinge, welche die Schweiz zu einem Heerde revolutionrer Umtriebe machten. Die religisen Kmpfe nahmen ihren Fortgang. Da die Jesuiten in Freiburg und Wallis bedeutende Erziehungs-anstalten hatten, durch welche die Spannung erhht wurde, so beschlossen sieben Kantone in einer Conferenz zu Baden, die Kirche der Staatsgewalt unterzuordnen, und diesem Beschlsse gem wurden die Klster in Aargau unter weltliche Verwal-tung gestellt. *) Als dagegen von Seiten der Ultramontanen Widerstand erhoben wurde, verfgte die radicale Regierung *) In Zrich veranlate die Berufung des Dr. Strau, des Verfassers des Leben Jesu" (worin die in den Evangelien berlieferte Lebensgeschichte Jesu als Mythe dargestellt wird), als Lehrer der Sog-matit an der Universitt solche Ausregung (1839), da die Berufung sistirt werden mute.

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 16

1877 - Oldenburg : Stalling
- 16 - wurden gehalten der Vereitelung der deutschen Hoffnungen, der die Notwendigkeit der deutschen Einheit und der ferneres Ausharren im Kampfe darum. Zuletzt wurde ein eigentmliches Nachspiel geliefert. Einige Studenten blie-ben zurck und hielten in Nachahmung der Art und Weise, wie einst Luther die Bannbulle verbrannte, der einige den Vaterlandsfreunden anstige Schriften, in denen die schon beginnende Reaction vertheidigt und das Verlangen nach Eon-stitutionen verdchtigt wurde, feierlich Gericht. Die Schrift Ancillon's der Souvernett und Staatsverfassung, Kamptz's Codex der Gensdarmerie, von Haller's Restauration der Staats-Wissenschaft, endlich die Schriften des Geheimraths Schmalz, der den Tugendbund angegriffen und die Behauptung auf-gestellt hatte, das preuische Volk habe in seiner Erhebung von 1813 nur eine einfache Pflicht erfllt, etwa wie ein zum Lschen herbeieilender Feuermann, und deshalb kein besonderes Verdienst zu beanspruchen, alle diese Schriften, dazu noch die Zeichen einer knechtischen Zeit, ein Zopf, ein Corporalftock und eine Schnrbrust, wurden unter Hohn und Spott dem Feuer bergeben. Die Feier des Wartburgfestes rief die uerste Auf-regung hervor. Mehrere zu Weimar unter dem Schutze der Prefreiheit erscheinende Tagesbltter, an denen sich die Professoren Oken und Luden betheiligten, verbreiteten ihre Ansichten der die Zeitereignisse in einer Weise, die mit den Ansichten der Regierungen in schroffem Widerspruch standen, im gesammten deutschen Publikum. Um so mehr mute dte Schrift eines walachifchen Bojaren, des russischen Staatsraths Stourdza, Oel ins Feuer gieen. Dieser hatte im Auftrag des Kaisers Alexander eine Denkschrift der deut-sche Zustnde abgefat, in der er den Geist der deutschen Professoren und Studenten als beraus gefhrlich schilderte und den Monarchen, denen die Schrift auf dem Aachener Congre 1818 bergeben wurde, das Schreckbild einer deut-schen Revolution vor Augen hielt. *) Dazu kam noch, da die *) Als zwei junge Grafen den Bojaren als den Feind deutscher Freiheit forderten, erklrte derselbe, nur auf Alexanders Befehl die Schrift gedacht, geschrieben und ausgefhrt zu haben, worauf jene er-

4. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 8

1881 - Oldenburg : Stalling
8 urucf, um bald wieder hervorzubrechen und den Feind durcb unausgesetzten Angriff zu ermden. ^ lk'nde waren es, welche die Grenze ton Europa berschritten und sich zuerst auf die zwischen Wolga und Dor Mllt%Zen'rjy^- ie "ancn unterlagen im Kampfe, schloffen sich den Siegern an und wlzten sick mit nil""L 1h b r Dft8"cn' die zwischen V und ? t f" herrschte der 11 jhrige König todz k T's 8cmbe "" dn Wunden d-rniederlag, welche chm d.e Bruder e.ner R-xolanischen Frstin, ausraib-fr die grau ame Hinrichtung derselben, beigebracht hatten Um seinen alten Kriegsruhm nicht zu berleben, strzte fi* ezz"v"^b unbsheta"3 Zweifelnd, in sein eigen L -Pf'8te" wurden darauf von den Hunnen gedrngt" " Dnjepr in die Sitze der Westgoten Iii. Fridigern und Alaviv. Aber auch das tapfere Volk der Westgoten, die sich vom Dniepr bis zur Thei ausdehnten, vermochte nicht dem ungeheuern Andrnge dieser Vlkerschwrme zu widerstehen. Jcadhdem sich ein Teil von ihnen unter dem König Atha-nanch nach den Karpathen gewandt hatte, stellten sich zwei Mrsten, tfrtbtgern und Alaviv, an die Spitze der bri-..~^e^9d^en- Sie schickten eine Gesandtschaft^) an den rmischen Kaiser Valens und baten um Aufnahme im r-mischen Reich. Valens wies ihnen Wohnsitze in Thracien an, wogegen sie sich verpflichteten, den Rmern Heeresdienst 93m* I spitze dieser Gesandtschaft stand der ehrwrdige ! Ujft,I-ar/bcr Wulfilas, der sich um sein Volk un-Uervuche Verdienste erwarb, indem er zur Begrndung christlicher Bildung unter demjelben die Bibel in's Gotische bersetzte, eine llbeyetzung, deren Uberreste das lteste aus unsere Zeit gekommene Denkmal deutscher Sprache sind.

5. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 30

1881 - Oldenburg : Stalling
30 Herzogen, Grafen und Hauptleuten. Die militrische Ein-richtung, zu welcher das lange Umherziehen aller wandern-den Stmme der Germanen gentigt hatte, wurde auch bei der Ansiedelung beibehalten, und die Befehlshaber im Kriege blieben zugleich die Richter und Beamten im Frieden. Die Streitigkeiten zwischen Rmern und Goten schlichtete der gotische Graf mit Zuziehung eines rmischen Rechts-gelehrten: im ganzen galt gotisches Recht fr die Goten, rmisches fr die Rmer. Seinen Goten wies der König den Wehrstand und unablssige kriegerische bung als ihren Beruf an; die brgerliche Thtigkeit sollte den Eingeborenen berlassen bleiben. Ja der König soll sogar die Goten abgehalten haben, ihre Kinder in die rmischen Schulen zu schicken, weil diejenigen nie ohne Furcht das Schwert erblicken wrden, die schon jung vor der Rute gezittert htten. Er selbst konnte, wie die Sage geht, nicht einmal seinen Namen schreiben, sondern zeichnete die vier Anfangs-buchstaben desselben durch ein Blech, in welches sie einge-schnitten waren. Doch besa er regen Sinn fr hhere Bildung und zog die kenntnireichsten Rmer mit Achtung hervor. Unter ihnen nahm C a s s i o d o r u s die erste Stelle ein, ein Mann von groer Gelehrsamkeit und Einsicht, und in den ffentlichen Geschften wohl erfahren. Er geno Theodorichs Zutrauen in hohem Grade und wurde von ihm zu den hchsten Staatswrden befrdert. Die Ver-Ordnungen des gotischen Knigs flssen meist aus seiner Feder. Theodorich und seine Ostgoten waren dem Arianischen Glauben zugethan;*) doch bewies der König gegen die ka-tholischen Rmer eine solche Milde und Duldung, da diese weder verfolgt, noch in ihren Rechten gekrnkt wurden. Auch die Juden nahm er gegen Verfolgungen in Schutz. *) Die Arianer haben ihren Namen von Arius, einem Kirchen-lehrer zu Alexandrien, welcher in Bezug auf die Natur Jesu Christi behauptete, Christus sei vom Vater erschaffen und habe deswegen nur Wesenshnlichkeit mit ihm, während die katholische Kirche eine vllige Wejensgleichheit des Sohnes mit dem Vater annimmt. Auf der Kirchenversammlung zu Nictta wurde die Lehre des Arius als ketzerisch verdammt (325).

6. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 87

1881 - Oldenburg : Stalling
87 Namens war schon unter seinen Zeitgenossen so ausgebreitet, da selbst die Araber aus Asien, Afrika und Spanien Ge-sandtschasten an ihn schickten, um ihm ihre Ehrfurcht zu be-weisen. Der berhmte Chalif Harun al Raschid aus dem Geschlechte der Abassiden, lie ihm zu seiner Kaiser-krnung Glck wnschen und sandte zugleich einen Elephanten, der nicht geringes Staunen erregte; auerdem machte er ihm Geschenke mit den kostbarsten indischen Gewrzen und mit morgenlndischen Kunstarbeiten, worunter eine Uhr merkwrdig ist, als ein Beweis der groen mechanischen Fertigkeit der Araber. Es war eine Wasseruhr von Metall, die einen Zeiger hatte, und den Wechsel der Stunden noch auerdem durch kleine Kgelchen, welche klingend auf eine Metallplatte fielen, ja selbst durch Reiter, welche sich an selbst aufspringenden Thren zeigten, kund that. Karls Gaben bestanden in Pferden, trefflichen Jagdhunden, feiner Leinewand und anderen Webearbeiten, worin die frnkischen und friesischen Frauen sehr geschickt waren. Zu seinem Ge-sandten nach Bagdad brauchte er einen Juden, Namens Isaak. Wie Karl fr die geistige Bildung seiner Völker sorgte, so versumte er auch nicht, seinen eigenen Geist auszubilden, um so mehr da er in seiner Jugend nur einen drftigen Unterricht genossen hatte. Er las sehr fleiig, und da er als Knabe nicht schreiben gelernt hatte, so setzte er sich als Mann noch hin, um die Buchstaben nachmachen zu lernen; aber die des Schwertes gewohnte Hand gelangte darin nie zu groer Fertigkeit. Latein sprach er mit groer Gelufig-feit, im Griechischen konnte er wenigstens ein Buch verstehen. Besonders verehrte er die beiden berhmten Kirchenvter Hieronymus und Augustinus, deren beredten Ausdruck er nicht genug bewundern konnte. ,,Ha!" rief er einst voll edlen Eifers aus, wenn ich doch zwlf solcher Männer in meinem Reiche htte!" worauf Alcuin erwiderte: ,,Der Schpfer des Himmels und der Erden hat nur diese zwei gehabt, und Du verlangst ihrer zwlf!" Diesen Alcuin, einen englischen Mnch, hatte Karl in Italien kennen gelernt. Er war in allen damals bekannten Wissenschaften wohl bewandert, und zeichnete sich besonders

7. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 234

1881 - Oldenburg : Stalling
234 Johann Hu war zu Hussinetz, einem bhmischen Stadt-chen, geboren und zu Prag gebildet, wo er spter als Lehrer an der Universitt stand. Er war ein Mann von sittlichem Wandel, umfassenden Kenntnissen und groer Beredsamkeit. In feinem Berufe als Prediger bte er die Seelforge mit groem Eifer und lernte die Bedrfnisse des Volks, so wie den verderblichen Einflu weltlich gesinnter Geistlichen und Mnche kennen. Sein Freund Hieronymus, aus dem Ge-schlechte derer von Faulfisch, machte ihn mit den Schriften des Englnders Wycliffe bekannt, der als Professor der Universitt Oxford sich durch Gelehrsamkeit und unbescholtenen Lebens-Wandel auszeichnete. In seinen Schriften hatte er sich freimtig der die Verderbnis des Papsttums und der die'mi-brauche der katholischen Kirche ausgesprochen. Hu ward von den Worten des Englnders so ergriffen, da er nicht anstand, den Wycliffe als einen frommen und heiligen Mann zu rhmen. Noch eifriger suchte Hieronymus seine Schriften zu verbreiten, und gewann auch den Prediger an der Michaelis-firche zu Prag, Jacob von Die. Alle drei verteidigten laut und eindringlich Wycliffes Ansichten und Lehren. Der Erz-bischof von Prag suchte die Ausbreitung solcher Grundstze zu hindern und lie fnfundvierzig Lehrstze Wycliffes als irrig, gefhrlich und ketzerisch verdammen. Dabei blieb er nicht stehen; er verklagte Hu beim Papst und lie viele Schriften Wycliffes verbrennen. Darber geriet das Volk in Bewegung, es geschahen Mordthaten, man plnderte Kirchen und Klster. Der Erzbischof wandte sich abermals an den Papst, Johann Xxiii., der Hu nach Rom vorlud, allein dieser leistete der Vorladung keine Folge und berief sich auf ein allgemeines Konzil (Kirchenversammlung). Als nun gar der Papst fr Geld Abla erteilte, griffen Hu und Hieronymus dieses unchristliche Verfahren schonungslos an. Die Folge war, da der Papst den Bann der sie aussprach. Hu mute nun Prag verlassen, predigte aber auf dem Lande, oft unter freiem Himmel bei unglaublichem Zulauf des Volkes. Wie nun das Konzil zu Kostnitz zusammen kam, wollte er sich zu seiner Rechtfertigung freiwillig vor dasselbe stellen, da er'sich selbst darauf berufen hatte. Dazu gab ihm Kaiser Sigismund einen Geleitsbrief, in welchem er ihn, in feinen und des heiligen Reiches besonderen Schutz" nahm; Auch Johann gab die Versicherung, es solle ihm nichts Bses geschehen, wenn er auch des Papstes Bruder ermordet htte. So kam Hu im November 1414 nach Kostnitz.

8. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 86

1881 - Oldenburg : Stalling
86 - Oberkleid war ein kurzer venetischer Mantel. Immer sah man ihn mit dem Schwert umgrtet, dessen Griff und Gehenk von Gold oder Silber, bei feierlichen Gelegenheiten auch wohl, wie die Schuhe und das alsdann hervorgesuchte Diadem, mit Edelsteinen besetzt war. Auslndische Kleidung war ihm verhat und nur zweimal hat er zu Rom, auf Bitten der Ppste Hadrian und Leo, die lange rmische Tracht angelegt. In seinem gewhnlichen Anzge war er fast in nichts von den Gemeinen unterschieden. Speise und Trank geno er mig und Trunkenheit war ihm ein Abscheu. Gastereien fanden selten statt, und nur an festlichen Tagen, dann aber liebte er, recht viele Menschen um sich zu sehen. An seiner gewhn-lichen Tafel wurden vier Gerichte gegeben, auer dem Braten, welchen die Jger an den Spieen herbeibringen muten. Whrend der Mahlzeit ward irgend ein Geschichtsbuch von den Thaten alter Könige vorgelesen, auch liebte er die Schriften des heiligen Augustin, besonders die vom Gottesstaate. Nach Tische ruhte er zwei bis drei Stunden, dagegen unterbrach er seinen Nachtschlaf vier- bis fnfmal, nicht blos durch Erwachen sondern selbst durch Aufstehen. Beim Ankleiden unterhielt er sich mit seinen Freunden, oder lie auch wohl Geschftsleute oder Klger vor, und entschied ihre Hndel auf der Stelle. Er sprach viel und gern und wute sich der alles hchst klar und flieend auszudrcken. Die Religion ehrte Karl tief im Herzen; die Kirche besuchte er frh und nachmittags, oft auch des Abends, un-verdrossen und litt durchaus nichts Unanstndiges oder Strendes darin. Seine Wohlthtigkeit erstreckte sich nicht blo auf die eigenen Unterthanen, sondern seine Almosen gingen der das Meer nach Syrien, gypten und Afrika, nach Jerusalem, Alexandrien und Karthago hin, wo er von notleidenden Christen hrte; und vorzglich deshalb unter-hielt er die Gemeinschaft mit jenen entfernten Knigen, da-mit diese Wohlthaten den armen Glubigen in ihren Staaten desto sicherer zukmen. Seine Geschenke an den ppstlichen Stuhl sind nicht zu zhlen, und es gehrte zu seinen liebsten Beschftigungen, sein verehrtes Rom, das er viermal besucht hat, zu schmcken und empor zu heben. Von seinem Testa-ment ist bereits die Rede gewesen. Der Ruhm seines

9. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 141

1881 - Oldenburg : Stalling
141 er Entsetzen und Unwillen. So reifte in ihm der Entschlu^ das Abendland gegen die Feinde des Herrn zu bewaffnen, und er hielt sich vom Himmel zur Befreiung des heiligen Grabes berufen. Als er einst in der Kirche der Auferstehung niedergesunken war, um Segen und Beistand von Gott und seinen Heiligen zu erflehen, da vermeinte er die Stimme des Erlsers zu vernehmen: Stehe aus, Peter, eile mit der Vollendung des begonnenen Werkes: verknde die Leiden meines Volkes, da ihm geholfen und die heilige Stadt von den Unglubigen befreit werde." Peter brach auf und kam glcklich nach Rom. Papst Urban Ii. nahm ihn mit Freuden auf, belobte ihn wegen seines gottgeflligen Vorhabens und gab ihm Briefe an die Groen der Christenheit in Frankreich mit. In eine Mnchs-futte, mit einem' dicken Seile umschlungen, gekleidet, barfu und mit einem Cruzifix in der Hand, durchzog nun Peter bleich und abgezehrt, auf einem Esel reitend, Italien, begab sich von da der die Alpen nach Frankreich, und entzndete berall die Herzen seiner Zuhrer mit demselben Feuer, von dem seine gewaltige Rede erglhte. Er las die Briese des Patriarchen von Jerusalem vor, erzhlte sein himmlisches Gesicht, betete, klagte, weinte und gewann endlich die Herzen Aller, die ihn hrten, fr den gottgeflligen Zug ins heilige Land. Wie ein Heiliger wurde er verehrt und glcklich wurden die gepriesen, denen es vergnnt war, seine Kleidung zu. berhren: die Haare, welche man seinem grauen Esel ausri, wurden als Heiligtmer aufbewahrt. Unterdessen kam eine Gesandtschaft des griechischen Kai-sers Alexius zum heiligen Vater, die um schleunige Hlfe aller christlichen Völker bat, da die Unglubigen dem schwa-chen griechischen Reiche mit dem Untergange drohten. Urban berief eine Kirchenversammlung nach Ptaceitza,, die so zahlreich besucht ward, baff die Stadt die Menge der Ver-sammelten kaum fate. Noch glnzender war der Erfolg einer zweiten Kirchenversammlung, welche Urban zu El er-mont (in der Auvergne in Frankreich) hielt (1095). Die Stadt hatte nicht Raum fr die vielen Fürsten und Bischfe, Mnche und Laien, die sich hier einfanden. Der Zuflu von Menschen war so groß, da alle Städte und Drfer der

10. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 235

1881 - Oldenburg : Stalling
235 Aber schon nach wenigen Wochen wurde er auf Andringen seiner Feinde zur Haft gebracht. Sigismund gab zwar seinen Gesandten Befehl, Hussens Befreiung zu verlangen, aber die Kardinle achteten nicht darauf. Schlimmer wurde die Lage des Gefangenen, als unterdes Jacob Die in Bhmen das Abendmahl unter beiderlei Gestalten austeilte, indem auch diese Neuerung ihm Schuld gegeben wurde. Es war nmlich im dreizehnten Jahrhundert Sitte geworden, den Laien den Kelch im Abendmahl zu entziehen und ihn blos den Priestern vorzubehalten. Jetzt stellte Jacob Die die alte Form, die Erteilung des Brotes und des Weines, in Bhmen wieder her. Die Hoffnung, welche Hussens Freunde auf den Kaiser setzten, ve^chwand bald. Denn da die Geistlichkeit ihm er-klrte, einem Ketzer drfe man nicht Wort halten, so lie dieser dem Konzil seinen Lauf und das freie Geleit war ge-brochen. Nunmehr wurde Hu in einen ungesunden Kerker gebracht, so da er in eine gefhrliche Krankheit verfiel. Eine Zeit lang lie man ihn gnzlich unbeachtet, bis man endlich seine Angelegenheit wieder vornahm. Mehrere Male erschien er vor der Versammlung, um der seine Lehren verhrt zu werden. Alle gegen ihn erhobenen Anklagen wute Hu ge-ngend zu widerlegen, dennoch verlangte man von ihm, da er seine als ketzerisch bezeichneten Lehren abschwre. Doch Hu antwortete: Wenn man mich aus der Bibel eines Irr-tums berfhrt, so will ich gern widerrufen; wo nicht, so werde ich bis in den Tod meinem Glauben getreu bleiben." Darauf sprach das Konzil das Urteil der ihn aus. Seine smtlichen Schriften wurden dem Feuer bergeben, er selbst fr einen hartnckigen Ketzer erklrt. Nun mute sich Hu noch einmal vor der Versammlung mit seinen Priestergewndern bekleiden, die ihm dann, ein Stck nach dem andern, entrissen wurden. Alle diese Schmach konnte die Sndhaftigkeit des Mrtyrers nicht erschttern, und um sich im Glauben zu strken, hielt er sich unaufhrlich das Beispiel des von seinen Feinden eben so gemihandelten Erlsers vor, fr dessen Lehre er in den Tod ging. Zuletzt bergab man seine Seele dem Satan und setzte ihm eine papierne Mtze auf, worauf drei Teufel gemalt waren, mit der Umschrift: Erzketzer!" Doch Hu sprach: Mein Herr Jesus Christus hat fr mich armen sn-digen Menschen eine noch viel schwerere Dornenkrone bis zu seinem schmhlichen Tode am Kreuze getragen." Hierauf bergab ihn das Konzil der weltlichen Macht, und König Sigismund trug dem Pfalzgrafen auf, ihm an
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